Standort St. Mariä Himmelfahrt, Weidesheim

Im Laach 1, 53881 Euskirchen Weidesheim

Die Kirche St. Mariä Himmelfahrt, Weidesheim

Baugeschichte

Westfassade
Westfassade

Bereits 1316 ist Weidesheim im liber valo­ris als Pfarrei genannt. Kollatoren waren die Herren von Quadt (v.Tomburg?), Bour­scheidt (Kleine Burg Groß-Bülles­heim) und von und zum Pütz (Senator in Köln).

1806 wurde die Pfarrei supprimiert, doch wurde das Pfarrgut nicht von der französi­schen Regierung eingezogen. Somit blieb Pfarrer Heinrich Schlecht als Deservitor in Wei­desheim (bis 1828). Ab 1830 war Joh. Heinrich Wolff als Vikar eingesetzt. 1839 folgte Michael Heinrich Peyra, unter dem Weides­heim im Jahre 1848 wieder zur Pfar­rei erho­ben wurde. 1855 erhielt die Pfarrei durch Testament den Nachlass von der Wittwe Elisa­beth Stockem geb. Vendel (1772-1855) zur Errichtung einer neuen Kirche. Die ca. 8.000 Thaler reichten aber nicht zum Kirchen­bau. Bis 1874 verzinst, verfügte man nun über 17.000 Thaler. Ab 1865 begannen unter Pfar­rer Peter Mombartz (1858-1893) konkrete Über­legungen – u.a. Verlegung des Kirch­hofes - , 1868 legte Vinzenz Statz, Kgl.Baurat, den ersten Bauplan vor, der im Januar 1869 vom Generalvikariat genehmigt wurde.
Nach Freigabe des alten Kirchhofes - bis 1865 benutzt -, Besorgung der Acker­parzelle zum Ziegeln, Erhö­hung des Baufonds (für Kirchen­mobiliar) - und nach Genehmigung des Ab­bruchs der alten Kir­che (Gutachten = "von keinem architektonischem Wert") ist der Neu­bau Ostern 1874 begonnen worden. Als Not­kirche diente eine Scheune. Bei der Destruie­rung der Altäre fand man das Siegel des Weihbischofs Paul Stra­vius (1641-1661).

Am 1.August 1874 legte Vinzenz Statz den Grundstein zur neuen Kirche. Sein Sohn Jean Statz über­nahm die Bauleitung.
Am 10.Dez.1876 wurde die Kirche durch Pfarrer Mombartz bene­diziert. 1892 stiftete der Pfarrer eine kleine Orgel von Fr.W.Prinz aus Manheim. Durch den damali­gen Kulturkampf verzögert, wurde die Kirche erst am 17.9.1895 von Weihbischof Antonius Fischer konsekriert (Hauptaltar und Sei­tenaltäre „Hl.Maria“ und „Hl.Katharina“). 1912 wurde die Kanzel gestiftet. 1918/20 schuf Franz Xaver Reuter aus Köln ein Maria-Him­melfahrt-Fens­ter für den Chor. 1935 wurde die Orgel gegen eine neue von Karl Bach (Aa­chen) ausge­tauscht. Gleichzeitig wurden die sechs Altarfi­guren, von Bildhauer Haag (Eus­kirchen) ge­schaffen, abgege­ben; die Schildbögen und Chorwände von Prof.Josef Kurthen ausge­malt. 1945 wurden alle Fenster – nach Kriegs­zerstörung – not­verglast.
Fast 100 Jahre nach Erstellung dieser Kirche wurde 1966-69 das Kircheninnere weitge­hend renoviert (durch den Architek­ten Karl Josef Ernst): neues Gewölbe, neue Ausmalung (Gangolf Minn), Blockaltar statt Hochaltar (Olaf Hönen), neue Chorfenster (Paul Weigmann), weiße Übertünchung des Chores, den Prof.Josef Kurthen in den 1930er Jahren ausgemalt hatte.
Die Altareinweihung war am 4.Mai 1969 durch Weihbischof August Frotz.
1972 wurden die von Paul Weigmann ent­worfenen Fenster im Langschiff eingesetzt.

Baubeschreibung

Innenraum
Innenraum

Über den Vorgängerbau der heutigen neugotischen Kirche sind keine Unterlagen erhalten. Nur aus Visitationsberichten kann man Rückschlüsse ziehen.

Die alte Kirche war eine kleine romanische Saal­kirche (13,10m x 8,30 m) mit quadratischem Chor (4,50 x 4,90 m) und einem im 17.Jh. hinzugefügten Dachreiter (für drei Glo­cken, 1832 umgegossen: a, h, cis). Dieser Bruchsteinbau  wurde Mitte des 18.Jh.s um eine Sakristei (5,30 m x 5,80 m), nördlich an den Chor angelehnt, und um eine Antoniuskapelle (4 m x 2,80 m), als Verlängerung der Sakristei an der Nordseite des Schiffes, erweitert.
Seit Mitte des 17.Jh.s gab es in der Kirche außer dem Hauptaltar drei Altäre (Benefi­zien) - hl.Antonius, hl.Catharina, hl.Kreuz.
In der Mitte des Schiffes stand ein Taufstein aus Holz, mit Kupfer ausgeschlagen und mit Kupfer­kappe. Auf der Evangelienseite war ein Taberna­kel in die Wand eingelassen.
Ein Prozessionskreuz (13.Jh.), zwei barocke Bilder u. eine Marienfigur (um1460) sind erhalten.
 
InnenraumDie heutige Kirche ist eine vierjochige, drei­schiffige Hallenkirche aus Backstein, im neu­gotischen Stil erbaut. Der eingezogene fünf­seitige Polygonchor - mit Vorchorjoch - ist im N und S von Sakristeibau­ten flan­kiert. Im SW ist ein viergeschossiger Turm mit Ecklisenen und profilierten Stock­werkgesim­sen vorgelegt. Der Turm ist über dem Glo­ckengeschoss ein­gezogen, so dass ein mit Balustrade abge­grenzter Umlauf vorhanden ist, und setzt sich mit acht Giebeln fort, wonach er dann mit einem spitzen achtsei­tigen Helm­dach schließt. Spitzbogige Maßwerkfen­ster belichten den durch ein Kreuzrippenge­wölbe abge­schlosse­nen Innenraum, in dem der Blick direkt zum Triumphbogen bzw. hindurch zum Chor und hier zum Altar geleitet wird. Die Fenster sind sehr hell angelegt und sparsam mit wenigen Motiven gestaltet. Die Farbinten­sität des „och­sen­blut“-roten Gewölbes und der ausgemalten Schildbögen steht also im Ge­gensatz zu der Helligkeit der Fenster und der weißgetünchten Wände. Schlanke fast schwarze Säulen - mit Blattkapitellen –, die die Hallenschiffe trennen bzw. die Orgelem­pore tragen, wirken unauffällig im hellen Kir­chenraum

Innenausstattung

Die Orgel (1) ist 1935 in der Orgelbauwerk­statt Karl Bach in Aachen entstanden und wurde in zwei Teilen auf der Empore aufge­stellt, um das Licht durch das rückwärtige Maßwerkfenster im NW in den Raum zu lassen.

Eine farbig gefasste Pieta (2), im Jahre 1905 aus Lindenholz geschaffen, befindet sich im linken Seitenschiff, weiterhin eine Figur der hl.Katharina aus der Zeit um 1530 (3). 

Zwei barocke Bilder (4, 8), evtl. Altarbilder (hl.Petrus u. hl. Paulus) aus der alten Kirche, hängen sich gegenüber im linken und rech­ten Schiff, ein Bild des hl.Dominikus in neugotischem Stil - mit Rahmung - befindet sich seit 2008 vor dem Bild des hl.Paulus auf der Nordwand.

Ein neugotisches Taufbecken (5) - um 1876 - mit hölzernem Deckel steht vor dem Seiten­altar mit der Figur der hl.Antonius aus dem 17.Jh. (6); darunter ist der Tabernakel, 1890 vom Goldschmied August Wüsten aus Köln gear­beitet, eingelassen. Die zwei Türflügel des Tabernakels sind jeweils in drei quadra­tische Felder eingeteilt, die oben und unten ornamentale Gestaltung und in der Mitte eine figürliche Darstellung, den Einzug der Bundeslade in den Tempel, zeigen.

Im rechten Seitenschiff, worin sich ein Altar­kreuz aus dem 18.Jh. (9) und der neugoti­sche Beichtstuhl (10) befinden, ist an der Stirnwand ein Seitenaltar mit Ma­rienfigur aus der Zeit um 1460 eingerichtet(7).

In der rückwärtigen Chorwand ist eine kleine Nische mit Reliquienkästchen (11), evtl. Reliquien der hl.Ursula und des hl.Gereon. Davor rechts steht das Sakramentshäuschen (12) – Sockel aus Trachyt-Stein und Aufbau in Bronze – von Olaf Hönen aus Köln, der auch den Blockaltar - aus Trachyt - (13) und den Ambo - in Bronze - (14) geschaffen hat. Über dem Altar hängt ein neu gestaltetes Gabelkreuz mit einem Christuskorpus aus dem 16.Jh., der von späte­rer Farbfassung befreit worden ist.